Der Fußball verliert zunehmend Fans in den Stadien - Pay TV steigt

Jeder kennt es aus dem Fernsehen, der Fußball lebt von seinen Fans. Nicht selten konnte eine im Rückstand liegende Mannschaft durch Sprechchöre und Gesang von Fans nochmals zulegen. Fußballspieler geben in Interviews nach dem Spiel häufig Preis, dass die Unterstützung der Fans im Stadion nochmals die letzten Kraftreserven freigesetzt habe. Doch eben diese wichtige Rückendeckung könnte bald immer weiter schwinden. Bereits jetzt sind in vielen Stadien selbst bei wichtigen Spielen aus der Bundesliga oder Spielen zwischen Nationalmannschaften zahlreiche Ränge komplett leer. Häufig liegt die Auslastung einzelner Stadien bei deutlich weniger als 50%. Welche Ursachen hat dies? Es ist nicht die eine einzelne Ursache sondern eine Summe aus verschiedenen Faktoren, die sich in den letzten Jahren ereignet haben.

Ernst Happel Stadion
Nur selten füllt sich das Ernst Happel Stadion in Wien

Pay TV wirbt mit Lizenzen der verschiedenen Ligen die Fans ab

In den letzten Jahren wurden fast alle wichtigen Fußball Ligen live im Pay TV gezeigt. Durch gigantische Werbekampagnen wird dem Fußball Fan psychologisch suggeriert, dass er dabei nichts verpasst und von zu Hause aus alle Spiele erleben kann. „Alle Spiele, alle Tore“ ist ein Slogan, den sehr viele kennen werden. Inzwischen ist das nicht mehr ganz korrekt, denn die Lizenzen für die Übertragung der einzelnen Ligen und Fußballspiele werden immer wieder verschoben. Für den Konsumenten wird es zunehmen unübersichtlicher, welcher Anbieter und tatsächlich die gewünschten Spiele überträgt. Der Sender Sky, wie auch Konkurrenz aus dem Bereich des Streaming über das Internet, haben sich dabei einen Wettstreit um Lizenzen geliefert. Dem Fan zu Hause ist das relativ gleichgültig. Er erhält je nachdem für welchen Pay TV Anbieter er sich entscheidet, die Möglichkeit alle wichtigen Spiele live mitzuverfolgen. Das ganze gemütlich vom heimischen Wohn- oder Schlafzimmer aus ohne dafür aus dem Haus gehen zu müssen. Das ist ein Komfort, den es zwar früher auch bei der Übertragung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen bereits gab, aber die Technik hat sich zunehmen gewandelt.

Der Zuschauer und Fan sitzt lieber zu Hause vor dem TV

Der Zuschauer und Fan sitzt lieber zu Hause vor dem TV

Die Entwicklung dazu sich in den eigenen vier Wänden für relativ wenig Geld einen Großbildfernseher kaufen zu können, bringt die Stadionatmosphäre ins Wohnzimmer. Dazu kommt die Verbesserung des Fernsehsignals auf High Definition kurz HD TV und verschiedene Empfangs- und Übertragungsarten für Ballungsräume wie auch ländliche Gebiete. Über Kabel, Satellit oder auch Internet können heutzutage die Fußballspiele in kristallklarer Qualität von der heimischen Couch aus genossen werden. Je nach persönlicher Vorliebe lässt sich das eigene Setup zu Hause noch mit einer Audio-Anlage erweitern. Der Zuschauer ist mit Rundumklang und Fanchören im Hintergrund zu Hause fast genauso „live“ mit dabei wie im Stadion. Dieses gezeichnete Bild trifft sicherlich nicht auf alle Fußballfans zu und für sehr viele gibt es nichts Vergleichbares, als vor Ort im Stadion mit dabei zu sein. Die Entwicklung der Technik haben aber mit dazu beigetragen, dass längst nicht mehr bei jedem Wetter und jedem Spiel die Fans auch tatsächlich nach draußen gehen. Die Möglichkeiten sind vielfältig und man kann sich wirklich wie mitten im Geschehen fühlen dank modernster Kameras und immer neuen, Möglichkeiten den Zuschauer von zu Hause gefühlt mitten ins Stadion zu versetzen.

Die Kosten für den Stadionbesuch müssen bezahlt sein

Einer der Gründe, die banal erscheinen aber tatsächlich mit eine Rolle spielen, sind die Kosten für den Stadionbesuch. Je nach Verein müssen bei der ersten Fußball Bundesliga in Deutschland bis zu 70 Euro für einen Sitzplatz ausgegeben werden. Die Tickets für Stehplätze sind deutlich günstiger und liegen bei etwa 10 bis 20 Euro. Doch egal für welche Kategorie sich ein Fan entscheidet, man muss die Gesamtkosten betrachten. Es wohnt niemand direkt neben dem Stadion, es kommen somit Fahrtkosten und natürlich auch die Kosten für die Verpflegung dazu. Unter dem Strich kann ein Stadionbesuch an einem Abend zwischen 50 – 100 Euro und mehr kosten. Das können sich viele nicht regelmäßig leisten. Es bleibt daher selbst bei eingeschworenen Fans eher bei einzelnen Tagen oder Wochenenden, an denen man sich ein solches Event gönnen kann. Es gibt Dauerkarten, das ist korrekt. Doch auch gerade die Dauerkarten können oder wollen sich nur die wenigsten Fans leisten. Schaut man sich die Kosten der Dauerkarten an, so wurden diese in der vergangen Saison von gleich acht Bundesliga Vereinen teils deutlich erhöht. Im Schnitt waren das mehr als 30 Euro, die als Preiserhöhung von den Fans zu tragen war. Die Tendenz ist steigend, die Kosten für die Fans nehmen teils jährlich weiter zu. Es verwundert daher wenig, dass immer mehr Zuschauer aus dem Stadion wegbleiben und vor dem heimischen Fernseher das Spiel verfolgen.

Scheinbar paradox: Es gibt Wartezeiten von mehreren Jahren für Dauerkarten

In der deutschen Fußball Bundesliga sind die Kosten beim Hamburger SV mit 806,70 Euro für eine Dauerkarte am höchsten. Ausgerechnet hier gibt es aber Wartezeiten von teils bis zu 4 Jahren für einen Stehplatz in der Nordtribüne. Es gibt sie also die zahlenden Fans und auch Preiserhöhungen werden offensichtlich getragen. Trotzdem bleibt das Preisargument bestehen, denn nicht jeder zählt sich zu denjenigen, die um jeden Preis eine Dauerkarte erwerben möchten. Es kommt ein logistisches Problem für die Vereine dazu. Beim Hamburger SV gibt es 28.500 Dauerkarten. Das Stadion des Hamburger SV hat eine Kapazität für 57.000 Fans. Somit macht die Anzahl der Dauerkarten genau fünfzig Prozent aus. Trotz Dauerkarte kann längst nicht bei jedem Spiel auch jeder Besitzer einer Dauerkarte anwesend sein. Das kann verschiedenste Ursachen haben, zum Beispiel fehlende Zeit oder schlichtweg keine Lust oder auch schlechtes Wetter. Wer eine Dauerkarte hat, der sucht sich häufig die Spieltage aus, an denen alles zusammen passt. Somit sind leere Plätze im Stadion vorprogrammiert. Die Plätze wurden zwar verkauft, aber werden eben nicht bei jedem Spiel beleget, das ist logistisch gar nicht möglich.

Wie können Vereine der sinkenden Zuschauerzahlen entgegen wirken?

Es gibt wohl nicht das eine Patentrezept dafür um die zahlenden Fans wieder zurück ins Stadion zu bringen. So wie die Ursachen unterschiedlich sind, müssten auch die Lösungsansätze verschieden sein. Es kann helfen über den eigenen Tellerrand zu schauen. Die Situation lässt sich trotz Pay TV, Internet und Sportwetten.org als Alternative zum Stadionbesuch verbessern. Längst nicht in allen Städten und Ländern ist das Problem gleichermaßen ausgeprägt. Es gibt Stadien mit einer hohen Auslastung. Hier können sich Vereine untereinander einmal anschauen, was zumindest anders gemacht wird. Die Kosten für die Tickets zu senken kann ein erster möglicher Anreiz sein. Mittelfristig braucht es wohl die Summe verschiedener guter Ideen und vor allem Qualität beim Fußball, um die Fans weiterhin auch im Stadion vor Ort zu begeistern.


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