Mit 19 Jahren krönt sich Valentin Götzinger zum jüngsten Meister auf der Straße in der Geschichte der Titelkämpfe in Österreich. Der Steirer setzte sich mit einem langen Sprint über 500 Meter von der 21-Mann-Starken Gruppe im Rennfinale nach 191,4 Kilometern und 4:24 (h:mm) Fahrzeit souverän vor dem Tiroler Daniel Federspiel und dem oberösterreichischen Tour de France-Starter Michael Gogl durch.
Abbildung: Valentin Götzinger | © ÖRV/Eisenbauer
„Wir haben vom Sieg geträumt und als Team alles dafür getan. Eine Wahnsinnsteamleistung die ich erfolgreich abschließen konnte“, erklärte der frischgebackene Meister, der seinen Sieg fast nicht realisieren konnte. „Es war extrem hart und wir konnten am Ende alle Attacken parieren“, fügte der Grazer an. Eine siebenköpfige Spitzengruppe bestimmte lang das Renngeschehen. In dieser fanden sich gleich Teamkollegen vom späteren Sieger, wodurch sich seine steirische Mannschaft nicht in die Nachführarbeit einmischen musste und Kräfte sparen konnte. Kräfte, die sie dann in der Neutralisierung der Angriffe von Sebastian Schönberger, Matthias Brändle oder Gogl benötigten.
Auf der langen Zielgeraden trat dann Götzinger früh an. 500 Meter vor dem Ziel löste er sich von seinen Kontrahenten. „Ich habe angetreten und mich dann umgeschaut. Keiner wollte mir folgen, also habe ich es durchgezogen“, erzählte Österreichs jüngster Straßenmeister der Geschichte, der sich gleichzeitig auch den U23-Titel holte.
In seinem ersten Straßenrennen des Jahres sprintete der mehrfache Mountainbike-Eliminator-Weltmeister Daniel Federspiel auf den zweiten Platz: „Die letzten zwei Runden waren brutal hart und ich habe mich immer wieder erholen können nachdem die Attacken neutralisiert wurden. Die letzten drei Kilometer waren die härtesten meines Lebens“.
Der große Favorit auf den Meistertitel landete mit dem Wolfsegger Gogl auf Rang drei. Der Auslandsprofi, der als Solostarter ohne Mithilfe von Teamkollegen durch die 191,4 Kilometer kommen musste sich mit der Bronzemedaille begnügen: „Der Kurs war dann im Endeffekt nicht schwer genug, dass wir uns lösen konnten und auch der Wind hat uns nicht geholfen. Wir haben es gefühlte 100 mal probiert wegzufahren“, so der Oberösterreicher, der im Vorjahr Zweiter bei den Meisterschaften wurde und wieder knapp am Titel vorbeischrammte. Den vierten Platz belegte mit Alexander Gratzer ein weiterer junger Fahrer aus den Reihen der Steirer, Fünfter wurde Schönberger.
Kathrin Schweinberger sprintet zum ersten Meistertitel
Bei starkem Wind war das Feld der Frauen lange gemeinsam unterwegs. Aufgrund der harten Bedingungen entschieden die Rennkommissäre die Meisterschaften von vier auf drei Runden zu verkürzen. Gleich nach der Entscheidung folgte die erste Attacke von Agnes Kittel vom Nora Racing Team.
Abbildung: Kathrin Schweinberger | © ÖRV/Eisenbauer
Die Marathonspezialistin hatte bei der ersten Zieldurchfahrt nach 31 Kilometern einen knappen Vorsprung von wenigen Sekunden auf das Feld. Beim ersten kleinen Anstieg der Runde wurde sie aber wieder gestellt. Für die Vizemeisterin von 2019, die Niederösterreicherin Angelika Tazreiter war schon nach der ersten Runde Schluss. Die EM-Teilnehmerin musste das Rennen vorzeitig mit körperlichen Problemen beenden.
Zur Rennhälfte formierte sich dann die erste größere Fluchtgruppe und diese war äußerst prominent mit allen Favoritinnen besetzt. Veronika Windisch, Sarah Rijkes, Kathrin und Christina Schweinberger, Hannah Streicher, Verena Eberhardt, Sylvia Gehnböck Katharina Machner, Sophie Schober und Kittel, die sich erneut sehr aktiv zeigte.
Die erste Sprintwertung holte sich dann Bahnspezialistin Eberhardt und der Vorsprung der zehn Fahrerinnen auf die Verfolgerinnen wuchs auf 40 Sekunden an. Das Tempo wurde eingangs der Schlussrunde erhöht und es begann ein Ausscheidungsfahren. Angeführt von Christina Schweinberger gingen die zehn Fahrerinnen mit einem Vorsprung von 55 Sekunden in die finale Schleife.
Auf den letzten 500 Metern attackierte dann Rijkes aus der Gruppe heraus und lange sah es so aus, als könnte die Meisterin von 2018 ihren Coup von der Wiener Höhenstraße auch im Burgenland wiederholen. Doch mit einem starken Sprint zog Kathrin Schweinberger noch an der Niederösterreicherin vorbei und holte sich die Goldmedaille. Dritte wurde die frühere Olympiateilnehmerin im Short Track Eisschnelllauf Windisch.
„Als die Gruppe stand, war es ein hartes Rennen. Alle haben mitgearbeitet, vielleicht nicht jede mit 100 Prozent, aber so ist der Radsport. Der Wind war stark, aber keine belgischen Verhältnisse, wie wir es gewohnt sind. Der Kurs war extrem lässig, es ist ziemlich Auf und Ab gegangen was zu Attacken eingeladen hat. Eine große Hilfe war meine Schwester Christina. Sie brauche ich mental und physisch in solchen Rennen“, berichtete Schweinberger. „Es war mir klar, dass es unmöglich wird, gegen Kathrin oder auch die anderen im Sprint zu bestehen. Deshalb habe ich mehrmals attackiert und die Gruppe verkleinert. An den Anstiegen wollte ich Kathrin wehtun und habe immer angegriffen. Aber alleine konnte ich nicht wegkommen. Meine letzte Chance habe ich 500 Meter vor dem Ziel gesehen. Ich habe alles gegeben und nur mehr Kathrin ist noch an mir vorbeigekommen“, freute sich die Rijkes über die Silbermedaille.
„Das Meistertrikot ist einfach was Spezielles und ich wollte es mir nochmals holen. Silber glänzt aber auch schön und ich habe gerade erfahren, dass meine Teamkollegin Lisa Brennauer für unser Team den Deutschen Titel geholt hat“, fügte die Niederösterreicherin an.
Ergebnisse der ÖSTM in Mattersburg 2020
Männer:
- Valentin Götzinger (WSA KTM Graz) 4:24.23
- Daniel Federspiel (Vorarlberg - Santic) + 0:01
- Michael Gogl (NTT Pro Cycling) s.t.
- Alexander Gratzer (WSA KTM Graz) s.t.
- Sebastian Schönberger (B&B Hotels - Vital Concept p/b KTM) s.t.
Frauen:
- Kathrin Schweinberger (Doltcini – Van Eyck) 2:40.30
- Sarah Rijkes (Ceratizit WNT Pro Cycling) s.t.
- Veronika Windisch (Cookina Graz) s.t.
- Christina Schweinberger (Doltcini – Van Eyck) s.t.
- Verena Eberhardt (RSC Südburgenland) s.t.
In der Klasse U23 feierte Hannah Streicher den Meistertitel bei den Frauen. Zweite wurde Sandra Gieringer, die sich im Sprint gegen Katharina Kreidl durchsetzte. Die Tirolerin gewann gestern den Zeitfahrtitel in dieser Klasse.