Charity-Running kritisch betrachtet

Haupt-Reiter

Wieviel Charity steckt in Wirklichkeit hinter Charity-Sortveranstaltungen? Und wo ist die Grenze zwischen Business und Geldmacherei unter dem Deckmantel der Wohltätigkeit?

Deine Meinung zählt: Zur Umfrage

Charity Running
Abbildung: Lasseer Benefizlauf 2017 / PhotoArt Alex Dennecke

"Laufen im Dienst der guten Sache" ist doch eine wahrlich schöne Sache. Wir laufen, weil es gesund ist, uns in der Gemeinschaft motiviert und im Rahmen eines Charity-Laufevents einer guten Sache dient. Alles positive Aspekte, die uns dazu bewegen, an solchen Initiativen teilzunehmen. Mittlerweile gibt es so viele Charity-Laufevents in Österreich, die in Summe riesige (6-stellige) Geldbeträge jährlich für den guten Zweck lukrieren - ist das wirklich so? Bei genauerer Betrachtungsweise lassen sich hier wesentliche Unterschiede in Bezug auf die Definition des Begriffs "Charity" erkennen.

Wieviel Charity steckt hinter einem Laufevent?

Diesem Artikel liegt es fern, Sportveranstaltungen direkt zu bewerten, zu kritisieren oder schlecht-zu-machen. Vielmehr sollte dieser Artikel eine Hilfestellung für Läufer/innen (die Aufgrund der guten Sache teilnehmen) sein, zu erkennen, ob es sich bei dem jeweiligen Laufevent um ein wirklich wohltätiges Projekt handelt, oder ob der Begriff "Charity" als Marketing-Instrument missbraucht wird.

Die Frage: "Wieviele Menschen machen bei Charity-Läufen im Sinne der Wohltätigkeit mit?"

Das Motiv für eine Teilnahme an einer Laufveranstaltung ist sehr vielfältig. Starke Motive sind beispielsweise:

  • weil unsere Freunde teilnehmen (Motiv der Gemeinschaft)
  • weil wir grundsätzlich gerne laufen und an allen möglichen Events teilnehmen, egal ob Charity oder nicht
  • weil es uns selbst gut tut und Spaß macht, sich an wohltätigen Projekten aktiv zu beteiligen
  • weil wir eine ausgeprägte soziale Ader haben

Insofern kann sich jede/r selbst die Frage stellen, ob sie/er der "Guten Sache" zuliebe teilnimmt oder andere Motive im Vordergrund stehen.

Warum nimmst du an einen Charity-Laufevent teil?

Weil ich wirklich etwas Gutes damit bezwecken will
74% (88 Stimmen)
Weil ich zeigen will, wie wohltätig ich sein kann (Eigenwerbung)
1% (1 Stimme)
Charity ist mir egal, ich laufe einfach so mit
0% (0 Stimmen)
Mir geht es generell um den Flair von Laufevents, gleich ob Charity oder nicht
16% (19 Stimmen)
Ich mache bei Charity-Events nur mit, wenn ich dabei voll auf meine Kosten komme
4% (5 Stimmen)
Anderes Motiv
5% (6 Stimmen)
Gesamtstimmen: 119

Harte Arbeit für wenig Lohn - Charity-Running

Um ein erfolgreiches Charity-Laufevent organisieren zu können, bedarf es einer großen Portion Eigeninitiative, grundehrlicher Motivation ohne Profitgedanken, Aufopferung von Freizeit, Willensstärke und Durchhaltevermögen. Ungeachtet der Erfahrung mit Sportveranstaltungen. Nun gibt es Laufevent-Veranstalter, die dem Grundgedanken von Wohltätigkeit zu 100% gerecht werden und maximal ihre Selbstkosten aus dem Erlös abdecken, oder anders gesagt: keinen Profit daraus generieren. Auf der anderen Seite gibt es Veranstalter, die einen kleinen prozentuellen Anteil der Einnahmen (zB 10% des Startgebühren) einem guten Zweck zukommen lassen.

Frage: Wie viel ist das Marketing-Instrument "Charity-Running" wert?

Werbung und Marketing kostet viel Geld, keine Frage! Die Frage, welcher Veranstalter kann sich dabei ruhigen Gewissens in den Spiegel schauen, wenn er den Begriff "Charity" für sich in Anspruch nimmt.

Charity-Laufevent-Modelle im Vergleich

Zwei der erfolgreichsten Charity-Laufevents in Wien sind der Vienna Charity Run und der Vienna Night Run. Beide lukrieren seit Jahren große Spendensummen für den guten Zweck. Hinter die Kulissen geblickt, lassen sich aber große Unterschiede zwischen den beiden Events erkennen.

Der Vienna Charity Run wird seit 4 Jahren im Wiener Türkenschanzpark ausgetragen. Das Konzept sieht vor, dass 100% der Einnahmen an das Kinderhospiz Sterntalerhof gespendet werden. Somit konnten im Jahr 2017 mehr als € 26.000,- von rund 1.500 Teilnehmer/innen erlaufen werden. Insgesamt wurden in 4 Jahren dadurch € 92.000,- für den guten Zweck lukriert. Der Veranstalter investiert in Werbung nur das Notwendigste und hält die Kosten des Events durch zahlreiche Kooperationen, Eigeninitiativen und Unterstützer sehr gering um das Maximum für die Teilnehmer/innen und den Sterntalerhof zu bewirken. Das Runden-Laufen-Konzept kommt sehr gut an und der Vienna Charity Run erfreut sich bei jeder Auflage auf stetig wachsende Teilnehmer-Rekorde.

Der Vienna Night Run ist zweifelsohne eine der größten, teilnehmerreichsten Laufevents im Herzen von Wien. Seit 10 Jahren wird der Vienna Night Run veranstaltet. Im Jahr 2017 haben mehr als 20.000 Läufer/innen daran teilgenommen. Ingesamt kann der Vienna Night Run seit seinem Bestehen auf 150.000 Teilnehmer/innen (alle Vienna Night Run's gemeinsam) zurückblicken. Im Jahr 2017 haben sich von den ca. 20.000 Teilnehmer/innen 800 Personen dazu entschieden, für eine höhere Startgebühr von + € 35,- etwas für den guten Zweck im Rahmen des Vienna Night Runs zu tun. Dabei wurden € 28.000,- im Jahr 2017 für den guten Zweck lukriert. Der Rest der kumulierten Startgebühren von insgesamt mehr als 20.000 Teilnehmer/innen wurde als Umsatz des Veranstalters verbucht.

Bei genauerer Betrachtensweise lässt sich rein hypothetisch erkennen, dass von rund 20.000 Läufer/innen lediglich 800 dazu bereit sind, wirklich etwas für den guten Zweck zu machen. Wobei man hier durchaus sagen kann, dass der Vienna Night Run durch eine starke mediale Präsenz unter dem Motto "Beliebtester Charity-Run Österreichs" gepusht wird.

Die Frage: Verdient sich das Modell des Vienna Night Runs den Titel "Beliebtester Charity-Run Österreichs"?

Ein weiteres, kritisch betrachtetes Charity-Laufevent trägt den Namen Laufen hilft, welches im Jahr 2017 seinen Veranstalter gewechselt hat. Bis dato war so, dass von den Einnahmen (rund € 100.000,-) lediglich € 10.000,- (10%) gespendet worden sind. Die restlichen Einnahmen wurden lt. Angaben des Veranstalters für die hohen Eventkosten, Marketing und sonstigen Aufwendungen ausgegeben. Dies lässt die Vermutung zu, dass es sich hier um ein sehr ineffizientes Modell handelt, bei welchem dem Wohltätigkeitsfaktor wenig Raum gestattet ist.

Charity Laufevents, deren Einnahmen zu 100% für gute Zwecke verwendet werden

Vorweg sei hier zu sagen, dass die Selbstkosten, wenn diese nicht einen Großteil der Einnahmen ausmachen, von den Einnahmen kompensiert werden können. In den meisten Fällen "100%iger Charity-Laufevents" wird mit auschliesslich ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen gearbeitet. Dazu zählen insbesondere:

Ein neuer Charity-Lauf, der am 26.5.2018 sein Debüt feiert, ist der Lichtblick-Lauf im Tullner Aubad, der vom Verein LAUFEND HELFEN organisiert wird.

Bitte um Verzeihung, wenn hier nicht alle "echten" Charity-Laufevents genannt sind. Sollte etwas fehlen, dann bitte eine E-Mail an office@sport-oesterreich.at senden.

Weitere Charity-Running-Projekte:

Nicht nur in Bezug auf Laufevents hat sich Charity-Running einen Namen gemacht, sondern auch in Bezug auf persönlichen Initiativen von Laufsportler/innen. Und auch hier ist die Motivation für Charity im Sinne der guten Sache unterschiedlich. Es gibt Projekte, dessen Motivation deutliche Nächstenliebe spüren lässt, ohne finanziellen oder marketing-technischen Hintergrund. Auf der anderen Seite gibt es auch Menschen, denen die Selbstdarstellung im Rahmen des Charity-Projektes wichtiger zu sein scheint, als die gute Sache ansich. Selbstvermarktung ist in diesem Bereich ein heikles Thema, welches zwischen den Zeilen oftmals auch auf Unverständnis, Neid und Missgunst trifft. Wird doch oftmals auf den eigentlichen Sinn und Zweck vergessen. Ob Selbstvermarktung im Sinne (bzw. unter dem Deckmantel) des guten Zwecks seine Berechtigung findet - oder nicht - bleibt letztendlich jedem selbst überlassen.

Erwähnenswerte Charity-Running-Projekte:

Schlusswort: Charity im Sinne von sport-oesterreich.at soll ehrlich, respektvoll mit Begünstigten, Teilnehmer/innen und Mitbewerbern sein. Viele weitere Informationen zum Thema Charity-Running findet ihr unter folgenden Links:

 

Informationen zu wohltätigen Projekten von sport-oesterreich.at:

sport-oesterreich.at unterstützt seit mehreren Jahren aktiv das österreichische Rollstuhl-Tanzsport-Nationalteam durch finanzielle Unterstützung, mediale Präsenz, und Integration bei großen Sportveranstaltungen. Des Weiteren wir das Österreichische Paralympische Commitee laufend und unentgeltlich durch mediale Präsenz und Berichterstattung unterstützt. Zudem werden zahlreiche wohltätige Sport-Projekte betreut und unterstützt.


Mit dem Anmelden zum Newsletter wird Ihre E-Mailadresse im sport-oesterreich.at Newsletter-Verteiler gespeichert. Ihre E-Mailadresse wird ausschließlich dazu verwendet, dass Sie in unregelmäßigen Zeitabständen einen E-Mail-Newsletter von office@sport-oesterreich.at erhalten. Ihre E-Mailadresse wird am Server von MailChimp bis auf Widerruf gespeichert und nicht an Dritte weitergegeben. Alle Informationen zur Erklärung gemäß Informationspflicht DSGVO finden Sie unter Datenschutz. Mit dem Anmelden zum Newsletter stimmen Sie ausdrücklich und freiwillig dieser Vorgehensweise zu.