Motivation im Sport und Social Media

... aus Sicht eines ambitionierten Hobbysportlers

Ich weiß nicht wie es dir damit geht, mit deiner Motivation, dich mehrmals die Woche für dein Training aufzuraffen und gute Qualität zu liefern. Du wirst wahrscheinlich über die Jahre hinweg deine persönlichen Strategien entwickelt haben, um dich mental und physisch in positive Betriebsbereitschaft zu bringen. Dafür wirst du im Leben wahrscheinlich auch auf einiges verzichten, um deiner sportlichen Berufung gerecht zu werden. Auch ich habe mir meine Strategien für mehr Motivation im Sport / im Training zurecht gelegt und Social Media als einer meiner Trainingspartner hilft mir dabei. - von Markus Steinacher, Februar 2018

Motivation im Sport durch Social Media

Unlängst habe ich mit einem guten Bekannten ein Gespräch über das Thema "Social Media und Sport" geführt. Seine Meinung dazu hat mich durchaus sehr interessiert, denn er ist der berechtigten Meinung dass Vieles auf Facebook einfach zu viel ist. Nicht ganz unkritisch äußerte er sich auch meinem Social Media-Verhalten gegenüber. Im Verlauf dieses Gespräches stellte sich heraus, dass das Motiv für ein Posting eine ganz entscheidende Rolle spielt ob das Posting einen sympathischen, selbstdarstellerischen, angeberischen, hilfesuchenden, provokanten, ironischen, aggressiven, authentischen, verlogenen, ehrlichen, sinnvollen, nützlichen oder einfach nur langweiligen Eindruck hinterlässt. Aber nicht nur der Beweggrund für ein Posting, sondern auch die Art und Weise, wie und von wem das Posting formuliert / kommentiert und dargestellt wird (nach dem Motto "der Ton macht die Musik") sind essentiell dafür.

Social Media BlödsinnBeispiel:
Es wird wohl nicht sehr seriös, sympathisch oder gar ernsthaft wirken, wenn ein 12-jähriger Junge einem Autoclub auf Facebook zeigen will, wie geil es nicht ist, mit 180 km/h an Radargeräten in der 30 km/h-Zone vorbeizurasen.

Keine Frage, das Posting ist sicherlich der Brüller und sorgt für viel Gelächter, Ablehung und Likes und wird vielleicht auch noch viele Male geteilt. Aber ist das wirklich der Sinn und Zweck von Social Media, Hauptsache viel Aufmerksamkeit und Reichweite zu generieren? Zudem wäre es interessant zu wissen, welche Konsequenzen der Schöpfer dieses "grenzgenialen" Contents zu erwarten hat. Meine Meinung: Solange ich nicht David Alaba heiße und kein Geld damit verdiene, ist das mehr Schall und Rauch als Motivation. Ganz gefährlich ist es, wenn ich mein Selbstvertrauen / meine Identität aus dieser unwirklichen Welt beziehe. Der Wert eines Menschen sollte nicht an seiner Reichweite in Sozialen Medien gemessen werden, genauso wenig wie Bitcoins etwas in der Finanzwelt zu suchen haben sollten. Schadet das tagtägliche Börsenchaos der Welt ohnehin schon genug.

Warum ich meinen Sport oft mit der Social Media-Welt teile

Impressionen meiner Social Media-Welt:
 
 
 

Ich stehe in beruflicher Hinsicht extrem viel mit Social Media in Verbindung. Daher bin ich auch so oft online. Immer wieder werde ich gefragt, ob ich keinen Job hätte, weil ich so viel Zeit zum Sportlern und Facebooken habe. Aktuell verwalte ich auf Facebook eine Vielzahl von Fanpages mit etwa 1.500.000 Fans. Ja, das gehört definitiv zu meinem Job. Auf der anderen Seite bin ich ein sehr zuverlässiger Teamplayer, dem nicht nur Ehrlichkeit und Handschlagqualität wichtig ist, sondern der auch sehr gerne gemeinsam mit Gleichgesinnten Sport betreibt. Das motiviert mich selbst sehr und daher bin ich froh, jetzt bei einem Verein (Ausdauercoach.at) zu sein, wo es gemeinsame Trainings gibt, die mich fordern und fördern. Auch jeden Sonntag bietet das Laufschuh-Fachgeschäft meines Vertrauens (WEMOVE RUNNINGSTORE) den Weekly Long Run an, bei welchem ich mich mit Gleichgesinnten auspowern kann.

Aber dennoch trainiere ich oft alleine und da hilft mir Facebook und Instagram sehr, mich immer wieder alleine zu motivieren, das Training durchzuziehen, auch wenn es mal keinen Spaß macht.

 

Meine sportliche Social Media-Motivation:

Facebook   Instagram

 

Social Media als Mittel zum Zweck

Es ist wirklich schön so tolle sportliche Ambitionen zu haben und sich dabei so fordern zu können, aber es ist auch viel Hingabe, Verzicht und immer wieder auch Überwindung erforderlich, noch ein weiteres kleines Stück besser zu werden. Manchmal fühlt es sich so an, als würde gar nichts weiter gehen, manchmal gibt es Rückschritte und dann kommt auf einmal wieder ein Schritt nach vorne, nur das passiert jetzt nicht mehr so oft, wie es früher einmal war... wie auch immer, Motivation und der Wille zum Weitermachen ist das Entscheidende.

Social Media als Mittel zum Zweck verbindet mein sportliches Hobby mit der "Außenwelt". Ich mag lieber in einer Gemeinschaft als alleine trainieren. Das ist leider nicht immer einfach, Trainingspartner auf ähnlichem Niveau zu haben. Unlängst hat mir jemand für einen Staffellauf abgesagt, weil er mich nicht enttäuschen will oder Angst hat uns zu blamieren. Einerseits verständlich, auf der anderen Seite .... einfach Kacke! Social Media bietet mir eine sehr einfache Möglichkeit, mich doch nicht so ganz alleine im Trainingsalltag zu fühlen.

Ich teile meine sportlichen Erlebnisse sehr gerne, weil es authentisch ist

Es ist einfach ein gutes Gefühl, meine sportliche Passion mit meinem Umfeld zu teilen und ich freue mich immer wieder aufs Neue darauf, wenn ich ein paar motivierende Reaktionen und Kommentare darauf erhalte. Dabei geht es mir nicht um die Anzahl von Likes, Prestige oder Reichweite, sondern darum, andere an meiner Leidenschaft zum Sport teilhaben zu lassen, weil es mir hilft, mich selbst zu motivieren und weiter zu machen, auch alleine ohne Trainingspartner. Im Grunde genommen geht es darum, im Sport ehrlich, authentisch und in gewisser Weise als Vorbild zu agieren. Übertriebene Heldentaten, Halbwahrheiten und optisch korrigierte Realitäten sind zwar fixer Bestandteil von Social Media, bringen auch immer wieder viel Reichweite, aber ist nicht die Welt, wie ich sie mir vorstelle.


Facebook ist oft auch mit nicht so schönen Emotionen verbunden. Warum Motivation daraus ziehen?

Jede/r präsentiert sich von der besten, schönsten und tollsten Seite. Es wird "geflunkert" und nicht immer alles kommuniziert was sportliche Errungenschaften betrifft. Traumhafte Urlaubsaufnahmen zeigen, wie gut es uns nicht geht und welch schönes Leben wir leben dürfen. Menschen mit vielen "Freunden" und "Likes" gehen oftmals alleine durchs reale Leben. Auf Facebook & Co kann jede/r ein Hero sein und das wird auch sehr deutlich ausgelebt, zum Wohl oder Unwohl der Zuseher / Friends / Follower. Aber warum machen wir das? Warum setzen wir uns dieser unwirklichen Welt des Social Media aus? Warum nehmen wir Neid und Missgunst in Kauf und lassen "etwas anderes, auf was wir nur teilweise Einfluss haben" darüber entscheiden, was die Welt über uns denkt?

Die Antwort: Weil es uns wurscht ist! ... oder?

 

Beispiele für sportliche Motivation durch Social Media und dessen Gefahren

Die Facebook-Challenge

Bei einer Challenge werden "Gleichgesinnte" dazu aufgefordert, an einem Bewerb (zB Liegestütze machen) teilzunehmen und tagtäglich in der Community zu teilen. Manche Befürworter machen gerne immer wieder bei so etwas mit, andere hingegen sehen das als lächerlich und selbstdarstellerisch an. Für mich ist das völlig okay und positiv, weil ich es zu schätzen weiß, wenn Motovation für etwas Gutes vorhanden ist.

Das Trainingsvideo

Trainingsvideos finde ich persönlich super, weil ich für mich wieder auf neue Ideen kommen kann. Neue Ideen bringen neue Motivation und bewegen mich dazu, die Übungen möglichst exakt durchzuführen. Ich befasse mich viel mehr mit der Bewegungsausführung, achte auf Körperspannung und entwickle dadurch auch ein gewisses Körpergefühl. Durch das Video selbst wird man zur Gewissenhaftigkeit verleitet (wobei ich trotzdem immer wieder schlampig bin). Mir persönlich haben selbst aufgenommene Trainingsvideos schon sehr viel gebracht und ich weis diese Möglichkeit für mich selbst sehr zu schätzen. Andere sehen Trainingsvideos als angeberisch, selbstdarstellerisch und übertrieben an. Ich kann es nur empfehlen.

Das Trainingsfoto

Das Foto hat für mich persönlich nur dann einen wirklichen Wert, wenn mit der Bildsprache eine Message transportiert wird. Zugegebenermaßen ist bei vielen Fotos kein tieferer Sinn zu erkennen, vergleiche daher das Foto von meiner heutigen Laufstrecke eher mit der Baumrinden-Gravur "Markus war hier am 17.2.2018" oder einem Erinnerungsfoto für das Fotoalbum. Irgendwie nett, aber das ist es auch schon. Im Gespräch mit der Eingangs erwähnten Person wurde beispielsweise ein Foto als gut befunden, welches deutlich zeigt, wie hart Radergometertraining sein kann. Die Message: "Training ist nicht immer lustig, training darf und muss auch weh tun!"

Der Wettkampfbericht

Das Highlight nach dem Laufbewerb: der Wettkampfbericht! Jetzt heißt es Loorbeeren für monatelanges Training kassieren und das nicht zu letzt in den Sozialen Medien. Speziell hier kann Social Media in eine völlig konträre Richtung kippen, speziell wenn von sportlichen Errungenschaften berichtet wird, die nicht ganz der Wahrheit entsprechen. Oder anders formuliert: nicht alle Details für die Gründe einer Top-Platzierung erwähnt werden. Wenn man sich den Unmut von sportlichen Kolleg/innen zuziehen will, dann hat man damit sicher gute Chancen. Mir persönlich ist das relativ egal, wenn jemand sein Ego damit aufpoliert. Ich persönlich würde mich jetzt nicht in den Himmel loben, wenn ich den 2. Platz von 3 Teilnehmern erreiche, außer vielleicht mit einem Augenzwickern und einem Hinweis auf diesen "Lucky Punch".

Das Prestige-Posting

Wer ich nicht bin, wen ich nicht aller kenne und überhaupt wie toll ich nicht sowieso bin. Ganz ehrlich - ganz gefährlich! Vor allem dann, wenn nichts dahinter steckt. Sich mit einer Vielzahl von prominenten Personen abzubilden, mit denen man eigentlich gar nichts zu tun hat, ist irgendwie komisch und oberflächlich. Was anderes ist es natürlich, wenn ein gemeinsames Projekt oder eine "Message" damit transportiert wird. Einfach nur scheinbar wichtig zu sein, schadet mehr als was es Motivation bringt.

Das Mitleid-Posting

Damit kann ich leider gar nichts anfangen. Aber #comebackstronger bei Verletzungen ist definitiv bei einigen ein großes Thema und hat deswegen sicherlich irgendwie seine Berechtigung, wenn es hilft, den Schmerz zu lindern. Auf der anderen Seite ist es bei einigen Menschen vorprogrammiert, dass sie sich wehtun. Aufgrund von Blödheit und Leichtsinn nach Mitleid zu jaulen stößt bei mir auf Unverständnis. Ich selber will kein Mitleid in Sozialen Medien sammeln, hat jetzt auch nicht wirklich etwas mit Motivation im produktiven Sinn zu tun.


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