Vorbereitung nicht optimal nach Covid-Erkrankung

Als Michael Pranckl Mitte Januar 2023 mit über 40 Grad Celsius Covidfieber im Bett lag, befürchtete er, dass sein Traum, als erster Mensch aus einem europäischen Binnenland diese Schwimmserie zu bewältigen, gestorben sein könnte, bevor er seine Kampagne überhaupt begonnen hatte. Doch dank der sorgfältigen Planung seiner Schweizer Partnerin und der großen Flexibilität des Teams vor Ort um Phil Peppiatt (Tasmania Sea Rescue) konnte der Soloschwimm im Derwent River um zwei Wochen verschoben werden.

Der erste von drei Triple-Crown Swims im Dervent

Während Schwimmtrainer Vlad Mravec (Vladswim Sydney) vor jeglicher Überanstrengung im Vorfeld warnte, weil es das Covidvirus wieder aufflammen lassen koennte, sprang Michael am Sonntag, den 19. Februar 2023, um 4.30 Uhr in der Frueh in den pechschwarzen Derwent und absolvierte seinen ersten Triple-Crown Swim unter nicht immer einfachen Bedingungen in 7 Stunden und 53 Minuten (minimale bis gar keine unterstützende Strömung aufgrund einer größeren Stausee-Leerung aus einem flussabwaerts gelegenen Seitenarm des Flusses).

Palm Beach to Shelly Beach

Abbildung: Michael Pranckl beim Palm Beach nach Shelly Beach am 11. März 2023 © M. Herzog

Die zweite und dritte Herausforderung boten nicht die gleiche Flexibilität, da es sich um organisierte Veranstaltungen handelte, die unabhängig von der Praesenz einzelner Teilnehmer durchgeführt werden. Daher war es von entscheidender Bedeutung, die dreiwöchige Erholungsphase vor dem zweiten Schwimmen, der Küstenstrecke von Palm Beach nach Shelly Beach an der malerischen Küste nördlich von Sydney, optimal zu nutzen. Während die Wetterbedingungen nahezu perfekt waren, war es in einigen Bereichen ein Slalomschwimmen um Quallen. Glücklicherweise gab es keine der extrem schmerzhaften Bluebottles (und nur einen jungen Hai, der vom Begleitboot gesichtet wurde).

3. Platz beim zweiten Swim

In Anbetracht von Michaels begrenzten Möglichkeiten, im Meer zu trainieren, stellt allein das Schwimmen bei Wellengang eine Herausforderung dar, da es eine ständige Neuausrichtung des Körpers erfordert. Dass er diese Herausforderung nicht nur in 7 Stunden und 20 Minuten bewältigte, sondern auch einen hervorragenden 3. Platz belegte, gab Michael viel Selbstvertrauen für den letzten verbleibenden Swim in Westaustralien, obwohl dieser nur noch eine Woche entfernt war.

Port to Pub Ultramarathon

Der Port to Pub Ultramarathon besteht aus einem 5km Swim entlang der Küste, bevor die Strecke die knapp 20 km nach Rottnest Island führt. Der Kanal ist aufgrund der wechselnden Wind- und Wasserströmungen tückisch und stellt nicht nur eine schwimmerische Herausforderung dar, sondern auch einen Wettbewerb der Skipperfähigkeiten. Michael hielt gut mit, obwohl er die Anstrengung des vorherigen Wochenendes spürte. Die letzten 5 km wurden allerdings ihrem Ruf gerecht, das "piece de resistance" zu sein.

Abbildung: Michael Prancl beim Port to Pub-Swim am 18. März 2023 © M. Herzog

Als Michael die Ziellinie mit einer Zeit von 8 Stunden un 10 Minuten überquerte, wurde er von der Menge bejubelt und durfte traditionsgemaess die Glocke von Rottnest Island läuten. Er hat sich auf jeden Fall ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk gemacht, wenn er Ende dieses Jahres sein halbes Jahrhundert feiern wird. Als erster Mensch vom europäischen Festland hat er die australische Triple Crown des Marathonschwimmens erfolgreich absolviert, und das alles innerhalb eines Monats und unmittelbar nach einer Covidinfektion.

Über Michael Pranckl

Michael wuchs in bescheidenen Verhältnissen in Wien auf und verdankt es seiner alleinerziehenden Mutter, dass sie ihn bereits in seiner Kindheit und Jugend trotz finanzieller Einschränkungen bei seinen verschiedenen leistungssportlichen Aktivitäten unterstützte wie es nur ging. Als eine permanente Knieverletzung ihn dazu zwang, seinen geliebten Langstreckenlauf aufzugeben, kehrte Michael im Jahr 2009 zum Schwimmen zurück und entdeckte bald die Welt des Freiwasser-Langstreckenschwimmens. Seit er 2017 für einen befristeten Arbeitsvertrag nach Canberra/Australien gekommen ist, hat er sowohl seine Distanz als auch seine Kälteresistenz kontinuierlich gesteigert. Um seine Form während der Covid-bedingten Schwimmbadschließungen aufrechtzuerhalten, trainierte er die ganzen Winter 2020 und 2021 im Lake Burley Griffin in Canberra ohne Neoprenanzug und absolvierte erfolgreich eine Eismeile und einen Eis-2km in den Snowy Mountains.

Next: Querung des Englischen Kanals

Bestärkt durch seinen jüngsten Erfolg strebt Michael in naher Zukunft eine Querung des Englischen Kanals an – bereits zweimal musste er aufgrund äußerer Umstände auf das Angebot eines der hochbegehrten Plätze verzichten. Ebenfalls sind mit diesen Projekten trotz sehr effizienter Planung beträchtliche Kosten verbunden, die Michael im Falle der Triple Crown Kampagne ohne Sponsoren selber absorbieren musste. Somit ist vorderhand Sparen und Erholung angesagt.